Corona and a performing artist. So much fun…

*english below*

Training in Home Office – Corona Fun at Home!

 

UPDATE: 20 06 2020

Ich darf wieder unterrichten, unter strengen Auflagen. Nur mit Anmeldung. Meldet Euch bei mir für meine Trapez- und Tuchkurse in Berlin.

UPDATE: 18 05 2020

Ich habe diesen Post Mitte März geschrieben. Jetzt, Mitte Mai hat sich etwas klarer herauskristallisiert, wie es für alle Menschen mit der Corona-Situation aussieht.
Mein Vertrauen in Politik und Lobbyarbeit hat sich zumindest teilweise bewahrheitet: ich gehöre zu den Glücklichen, die sowohl vom Land Berlin als auch von der Bundesrepublik Soforthilfe bekommen haben, sogar schon im März. Das ging dann doch wirklich sehr schnell und super unbürokratisch.
Auf der anderen Seite hat sich klar gezeigt, dass die Krise nicht nach ein paar Monaten vorbei sein wird, und dass z.B. für mich als darstellende Künstlerin tatsächlich die komplette Saison abgesagt werden musste. Bis auf ein paar Veranstaltungen, die noch hoffen mit neuen Hygienekonzepten stattfinden zu können (wir drücken die DAUMEN!), ist mein Kalender jetzt ganz leergefegt.

Dennoch kann ich nicht behaupten, dass ich nichts zu tun hätte!
Für einen Pitch für Veranstalter*innen von Straßentheaterfestivals entwickelte ich ein neues Projekt:

Geschichten aus dem begrenzten Raum
Kafkas Trapezkünstlerin lebt auf ihrem Trapez und ist somit Expertin für Leben im begrenzten Raum. Und da wir in unserem aktuellen Corona-Alltag beträchtliche Begrenzungen unseres gewohnten Raums erleben mussten und immer noch müssen, gibt es niemand besseres als die Trapezkünstlerin: sie kann uns Rat geben, Mut machen und stößt Ideen an, aus der Begrenzung durch die Pandemie das Beste zu machen. Sie teilt Geschichten über ihr Leben, tanzt in der Luft und erzählt von anderen Expert*innen.
Sie ist aus der Ferne zu sehen, artistische Gespräche führt sie mit jeweils zwei Personen, die zu ihr auf das Gerüst hochkommen.

Es macht mir sehr viel Spaß, Geschichten der Trapezkünstlerin zu entwickeln, die sie mit ihrem Publikum teilt. Und ich habe tatsächlich auch schon ein Angebot eines Festivals, die mich bei der Entwicklung mit einer Residenz unterstützen möchten!

Es gibt also auch neue Entwicklungen und Möglichkeiten, die vielleicht dazu führen werden, dass wir unsere Welt behutsamer und nachhaltiger behandeln werden, und vielleicht auch unser kapitalistisches Denken verändern werden. Who knows?

18 03 2020

Ihr hört es sicher von allen Seiten: die Kreativen haben es schwer. Insofern erzähle ich Euch hier sicher nichts wirklich Neues. Aber viele fragen mich, wie es mir geht – und ich merke, dass es mir gut tut, zu formulieren, ganz persönlich, was die Corona-Pandemie für mich bedeutet. Hier also ein Bericht über meine persönliche Situation. Aber vorneweg: Trotz allem fühle ich mich immer noch sehr privilegiert und sicher – ich habe ein große Wohnung; ich bin gesund, und vor allem fit und belastbar; ich lebe in einer sehr guten Infrastruktur mit Lebensmittel-Läden, ärztlicher Versorgung usw.; ich bin nicht auf der Flucht und lebe in einer demokratischen Gesellschaft; ich habe ein soziales und familiäres Sicherheitsnetz… Es gibt sehr viele, die all das nicht haben – im Vergleich zu ihnen sind meine existenziellen Sorgen Peanuts!

Seit Anfang März schon zeichnete sich eine große Unsicherheit bei meinen Veranstalter*innen ab: sie begannen unmerklich damit, Verträge hinauszuzögern, Telefonate zu vertagen und Absprachen vage zu halten. Ende Februar / Anfang März ist normalerweise eine wichtige Zeit für meine Sommerplanung, quasi eine zweite Welle an Anfragen, nach den Kulturbörsen und Messen, nach den Langzeit-Planungen des Herbstes. Es fühlte sich also ganz schön frustrierend an, keine richtigen Zusagen zu bekommen.
Doch seither verschärfte sich die Lage täglich, bald kamen die ersten tatsächlichen Absagen (sowohl für Veranstaltungen mit Verträgen, als auch ohne). Andere Veranstaltungen fanden noch statt – die vorläufig letzte beim Frauentags-Festival im Weinsalon am 5.März –, aber das Publikum blieb aus. Das war besonders hart bei den Gigs, bei denen ich auf Eintritt spielte (wenn statt 200 nur 8 Leute kommen, macht das energetisch und finanziell schon sehr viel aus…).

Am 13. März wurde dann offiziell alles bis Ende April abgesagt. Auch mein übliches Rettungsnetz Unterrichten war nun nicht mehr möglich, denn unser Trainingsverein VUESCH wurde wie alle anderen Kulturstätten geschlossen.

Das war allerdings erst der Anfang. Da ich vor allem für den öffentlichen Raum kreiere und dort spiele, hat meine Saison eigentlich noch gar nicht begonnen. Seit Oktober habe ich, wie jedes Jahr, kaum Auftritte, außer ein paar kleineren Gigs. Ich bestreite mein komplettes Einkommen im Sommer, und verdiene mir mit Unterrichten im Winter ein bisschen Taschengeld.
Insofern ist normalerweise die bevorstehende Zeit besonders wichtig: alle Winterreserven sind aufgebraucht, alle Requisiten repariert, neu gekauft, Produktionsgelder ausgegeben, Rücklagen investiert – meine Produktionen und Stücke sind ready to go! Und jetzt: NICHTS.

Bis Ende April wäre die Situation noch auszuhalten, aber mit Erschrecken sehe ich, wie täglich neue Open-Air Veranstaltungen abgesagt werden, die weit im Sommer liegen, der Berliner Karneval der Kulturen, oder brandaktuell, das Straßentheaterfestival Tete-a-tete in Rastatt (beides richtungsweisende Veranstaltungen in meinem Genre). Von anderen Veranstalter*innen aus meinem Umfeld erfahre ich über ihre Situationen: teilweise sind sie gezwungen, jetzt schon ihre Veranstaltungen abzusagen, da ihre Kommunen eine sofortige Absage gerade noch stemmen könnten. Denn mögliche kurzfristigere Absagen würden die Kosten vervielfachen. Das heißt, dass viele einfach profilaktisch absagen müssen… Ob und wieviel Ausfallgagen, Kulanz-Honorare usw. dann bei uns Künstler*innen landen, das ist von Fall zu Fall zu verhandeln, und wird weder einfach, noch üppig werden.

Doch meine Hoffnung stirbt zuletzt, und so hoffe, hoffe, hoffe ich, dass Veranstaltungen im Spätsommer stattfinden werden können – und dass die Menschen so durstig sein werden nach Kunst und Kultur in the flesh, dass auch das nötige Geld vorhanden sein wird.
Und ich habe Hoffnung in die Politik (wie absurd und naiv von mir, ich kann mir selbst kaum glauben…lol), die gerade verschiedenste Programme entwickeln, auch für freiberufliche Künstler*innen und Kreative. Hoffentlich werden die Kriterien dann so offen sein, dass ich da hinein passe!
Doch bin ich auch unglaublich froh über die außerordentlich gute, weitgehende und professionalisierte Vernetzung von uns Künstler*innen mit unseren Landes– und Bundesverbänden und Genre-Netzwerken (Zeitgenössischer Zirkus und Theater im Öffentlichen Raum). Unsere Stimmen werden gehört – und wir sind viele!
Ideen gibt es auch viele, aber die richten sich alle an die Politik – die in den letzten Jahren vernachlässigt hat, Auffangnetze für Kreative zu erschaffen. Das rächt sich jetzt. Ich hoffe, die Politik schafft es, die sich nun offenbarende, wirklich schlechte existenzielle Situation, in der sich die meisten Künstler*innen befinden, abzufedern.

ABER:
Ich freue mich über die unglaubliche Solidarität, die in so einer Zeit sichtbar wird!
Auch für mich persönlich: Aufgrund einer Initiative meiner Schüler*innen, die ja auch alle nun nicht trainieren können, biete ich ab dieser Woche Krafttraining und Stretching für Luftartist*innen ONLINE an! Alles auf Spendenbasis – aber Leute spenden tatsächlich – danke Euch!!! Kommt hinzu, Infos auf meinem Online-Trainings-Facebook-Eintrag.
Einer meiner Schüler hat mich aufgefordert, eine Patreon-Seite einzurichten. Das ist eine Plattform, wo man Künstler*innen mit regelmäßigen Beiträgen unterstützen kann.
Und wahnsinnig gefreut habe ich mich über den Anruf von einem Jugendfreund (wir waren früher beide bei den Pfadfindern…), der wissen wollte, wie es mir geht, und wie er mich unterstützen kann – und wie er seine politischen Kontakte für Künstler*innen sensibilisieren kann! WOW!

Und dass mich echt viele fragen, wie sie mich unterstützen können, das freut mich wirklich sehr!!! Dass Ihr uns Künstler*innen seht, und dass Ihr unsere Situation versteht.
Und ich freue mich sehr darauf, wenn ich Euch – irgendwann wenn alles hoffentlich wieder vorbei ist oder wenn wir neu erfunden haben, wie wir auftreten können – bei einer meiner Shows begrüßen kann!!!

In der Zwischenzeit – lasst uns in Kontakt bleiben!

 

 

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UPDATE: 20 06 2020

I am teaching again! With strict Corona rules. For my Berlin trapeze and silks classes you have to register.

UPDATE: 18 05 2020

I started writing this post in March. Now, end of May, the situation how we have to deal and live with Corona has become more clear.
My hope into politics and lobby work has partly been rewarded: I am one of the lucky ones, who received financial aid from Berlin state funds as well as German federal funds – receiving it in March. This was really quick and non-bureaucratic!
But it also has become very clear that this crisis will not be over in a couple of months. For me, a performing artist, this means that my entire season has been cancelled. With the exception of a few smaller events (that might happen with a tight hygiene concept, LET’S HOPE!), my calendar is empty.

But, I am still working a lot (just not getting paid…)…
E.g. I have developed a new project, that I presented at a pitch for street theater programmers:

Stories from confined space
Kafka’s trapeze artist is living on her trapeze, making her an expert for life in confined space. So, since we have to experience severe confinement of our regular spaces during Corona life, there is no one better to meet than the trapeze artist:
she might give us advice, reassure us, pitch ideas, how to make the best out of our situation of in/voluntary confinement during this pandemic. She will tell episodes of her life, dance in the air, and share stories of other experts.
She can be seen from afar, but will talk to two people close up, who can visit her at her rig.

I enjoy very much this process of creating stories about the trapeze artist, to be shared with my future audience. AND I already have a partner to develop this project and to perform at their festival in October!

So, there always are new developments and possibilities. We just have to find or invent them. I hope that they will lead us to be more careful with our earth, to treat it sustainably – and maybe even our capitalist thinking might change towards something better. Who knows?

18 03 2020

You’ve been hearing this a lot lately: creatives are suffering. So, probably you won’t hear anything new here. But many of my friends keep asking, how I am doing – and I have noticed that it makes me feel better, to tell you from my personal point of view, what this Corona epidemic means to me. So here is my humble report about my personal situation. But please note: Despite the hard situation I am very priviledged and quite safe – I live in a big apartment; I am healthy, and fit and resilient; I live in a good infrastructure with grocery stores and good health care; I am not on the run and live in a democratic society; I have a social and family safety net… There are so many, who do not have these things – compared to them my existential concerns are peanuts!

From the beginning of March, my festival and event organizers have been exhibiting a certain uncertainty and unsureness: they kept delaying signings of contracts, postponing phone calls, being vague about agreements. Usually the end of February / beginning of March is an important period of communication and planning of my summer tours. It is the second wave of performance inquiries, after our showcase fairs contacts in January and our long-term planners in the fall. So imagine my frustration dealing with these uncertainties.
Since then, the situation has worsened on a daily basis. First cancellations came in (for events with and without contracts). Other events were still happening on schedule – my last one for now on 5th of March, at the amazing women’s day festival at Weinsalon – but the audience stayed away. This hurts a lot, especially when performing on comission (it does make a difference, both energetically and financially, when there are 8 people instead of 200 in the audience…).

13th of March, every public event got cancelled until the end of April, as an attempt to #flattenthecurve of the pandemic. So even my little safety net, teaching aerials, got cancelled, as our training space VUESCH had to shut down like all other public venues.

But this was just the beginning. Since I am mostly creating for and performing in public space, my season hasn’t really started yet. Like every year, I haven’t really performed since October, except some minor gigs. I generate my entire income during summer, only earning some pocket money by teaching in winter.
So, this is why these next weeks usually are very important: all my winter resources are used up, my props are renewed, production money spent, savings invested – my performances and pieces are ready to go! But, now: NOTHING.

Until the end of April, I could easily survive this situation. But with horror I am witnessing daily, how more and more events get cancelled – even events in late summer, like Berlin’s Karneval der Kulturen, or just today, the international street theater festival Tete-a-Tete in Rastatt (both are trailblazing festivals of my genre). Other organizers in my community explain their situations: some of them are forced to cancel their events now, because cancelling at a later point would lead to much more deficit, and their communes wouldn’t be able to afford that. So they have to cancel JUST IN CASE… Whether there will be any reimbursements of artists fees, we will see in one on one negotiations. This will be neither easy nor bountiful.

But, my hope dies last. And so I am hoping, hoping, hoping that events will be possible in later summer – and that people will be so thirsty for art and culture in the flesh, that there will be money to spend on the arts.
I also have faith in politics (I am so weird and naive, am I not, lol???). They are developing and evaluating various emergency programs, also for freelance artists, on a daily basis. I am hoping that I will fit their criteria!
But I am also incredibly happy about our good, wide, and professional networks among artists, with our  state and federal  organisations, and our genre networks (contemporary circus and theater in public spaces). Our voice is being heard – and we are many!
There are plenty of solutions and ideas. But they all aim at politics – who have neglected their duty to establish safety nets for artists and creatives in the last years. Now we artist have to pay the price for bad policy. I hope politics will repair these losses by absorbing the horrendous shock of a bad existential situation most of us artists will be slipping into over the next weeks.

BUT:
I am so happy about the immense solidarity everybody is showing lately!
Personally: Some of my students kept ‚pestering‘ me about online teaching – they all are desperate to move theis bodies. So now, I am offering strengthening and stretching via live video chat! All based on donations, but people are really donating – thank you so much!!! Come, join us, infos on my online training Facebook post. It is a lot of fun!
Another student suggested to start a Patreon page. Patreon is an online platform for patrons to support artists on a regular basis. (I always wanted to have a real patron!)
And I was really overwhelmed, when a childhood friend (we were both Scouts…) called me last night to ask how I was doing and coping, and how he could support me – and how he could sensitize his political contacts about the difficult situation of artists right now! WOW!

So, because people keep asking me, how they could support me, I want to let you know, that this makes me really happy: that you’re thinking of us, and that you understand the situation most artists are facing right now.
I am looking so much forward to seeing you soon at one of my future performances – once the worst scenario is over or once we have invented new ways to perform for you!!!

Meanwhile, let’s stay in touch!