Theater im Öffentlichen Raum & Zeitgenössischer Zirkus

Theater im öffentlichen Raum

If we take Hannah Arendt’s definition of the political as being any action that is performed in public, we must contend with the implications of what that excludes. If being present in public is what is required to be political, then whole swathes of the population can be deemed a-political – simply because they are not physically able to get their bodies into the street.
Johanna Hedva

Ich komme "von der Straße”: Meine erste öffentliche Performance war “Möchten Sie Piratin werden?” - eine Besetzung des öffentlichen Raums auf dem Alexanderplatz, die Gründung eines Freibeuterinnen-Staates im Rahmen des Kunst-Studiums an der HdK Berlin - Jana Korb in Kooperation mit Carolin Gödeke.

Danach fuhr ich fort mit Walking Acts und Close Up Figuren, artistischen Straßen- und Feuertheatern, bis zu luftartistischen Open Air Produktionen in verschiedensten Kooperationen.
Dabei geht es uns um eine Öffnung der Umgebung gegenüber, um das Spiel mit der Wahrnehmung des Publikums, um Konfrontationen mit gesellschaftlichen Grenzen. Immer mehr steht im Vordergrund, einen spezifischen Raum im öffentlichen Außenraum zu schaffen - der dennoch für alle erreichbar sein soll. Dabei spielt die Gestaltung und Architektur des öffentlichen Raums eine wichtige Rolle - als Kulisse, als Gegenpart, als Mitspielerin. Geräusche, Atmosphäre, Wetter werden ebenso Teil der Inszenierung wie das bewusste und unbewusste Publikum!

Wir entscheiden uns bewusst für die Arbeit im öffentlichen Raum: es ist uns ein Anliegen, "Theater für Alle" bzw. ihre Themen für alle - auch zufällig Vorbeischauende - zugänglich zu machen. Dabei ist das Site-Spezifische in dem Sinn von Interesse, indem wir Produktionen schaffen, die mobil in jedem öffentlichen Raum realisierbar sein und sich jedes Mal neu und anders auf die besondere Umgebung beziehen sollen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Aufhebung der Grenze zwischen dem Öffentlichen und Privaten. Wir möchten Denkanstöße schenken zu Themen und Aspekten, die sonst aus dem öffentlichen Raum verbannt sind. Unsere Arbeitsweise wird somit zur inhaltlichen Frage - der Raum wird nicht begrenzt? Oder gibt es keinen unbegrenzten Raum?
Straßentheater ist für uns nicht zuletzt eine ästhetische Entscheidung.

Jana ist Mitglied im Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum und von 2016 bis 2023 im Vorstand.

>> mehr über den Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum

Zeitgenössischer Zirkus

"Was ist eure Verbindung zu dem Wort Zirkus?

Wir freunden uns an!
Als Kulturwissenschaftler*innen können wir nicht einfach Luftartistik machen und nichts über unsere Vorgänger*innen wissen. So fingen wir relativ früh schon an, parallel zu unserer performativen Arbeit auch über Zirkus und Artistik zu forschen und insbesondere alles über Luftartistik zu sammeln, was wir finden konnten.

Doch haben wir unsere Produktionen lange Physisches Theater genannt, was vor allem daran lag, dass wir innerhalb der performativen Szene und Kulturpolitik ernstgenommen werden wollten. Andererseits lag das auch daran, dass wir von der Performance Kunst und vom Physischen Theater kommen - und kreativ mit dem Zirkus, außer durch die Artistik, wenig Berührungspunkte hatten. Das führte dazu, dass wir uns weder "Zirkus" noch "Neuer Zirkus" nennen wollten - denn wie kann man etwas "Neues" machen in einem Genre, von dem man nichts weiß und in dem man sich nie aufgehalten hat?

Erst in letzter Zeit verorten wir uns innerhalb des zeitgenössischen Zirkus. Wir haben Strömungen innerhalb der Zirkusgeschichte und im zeitgenössischen Zirkus kennengelernt, in deren Genealogie wir uns gerne stellen möchten. Wir wollen Zirkus mit seiner Geschichte als unser Genre annehmen, so dass wir ihn gerne auch von innen erfahren und zum zeitgenössischen Zirkus als Kunstform beitragen möchten."

(aus einem Interview der Initiative Neuer Zirkus mit Jana Korb und Tobias Stiefel)

Beratung Zeitgenössischer Zirkus, Artistik und Theater
im Rahmen der Einzelberatungen des Performing Arts Programms Berlin
Anmeldung bitte mit kurzer Fragestellung unter: beratung(at)pap-berlin.de

Diskurs über Zirkus
>> 1. offener Brief an den Zirkus von Bauke Lievens "The Need to Redefine" - english - deutsch
>> 2. offener Brief an den Zirkus von Bauke Lievens "The Myth called Circus" - english - deutsch
>> Manifest des zeitgenössischen Circus in Deutschland
>> Bundesverband zeitgenössischer Zirkus