Folgendes Interview führte Jana mit dem VUESCH e.V. im Rahmen einer Veranstaltung zur Gründung der VUESCH gGmbH, Mai 2015. Aufgeschrieben von Anja Neuber.
Wie bist Du zur Artistik gekommen?
Ich komme aus München und machte dort sehr viel Sport! Ich turnte, kletterte, fuhr Ski und zog damals sogar in Erwägung, als Skitrainerin zu werden. Als ich später nach Berlin kam, machte ich mich auf die Suche nach neuen Sportarten, die sich auch fernab der Berge ausüben ließen. In einem Wohnkollektiv lernte ich Anja kennen und mit ihr zusammen auch die Akrobatik.
Bei der Entstehung des Vuesch e.V. war ich von Anfang an mit dabei und unterrichtete mit Anja einen der ersten Erwachsenenkurse im Vuesch – einen Partnerakrobatikkurs. Später entschloss ich zusammen mit Nils, mich an die Luftartistik heran zu wagen, die mich schon immer sehr fasziniert hatte. Wir waren beide „Neulinge“ in der Luft und widmeten uns erst einmal vor allem dem Duotrapez.
Hatte ich anfangs noch die Akrobatik als reinen Sport gesehen, so begann ich bald, mir mein Studium der Kulturwissenschaften und der Kunst durch Auftritte zu finanzieren. Ich begann mit Straßenshows – inzwischen mache ich Zirkus- und Trapeztheater und experimentelles Theater. Ich trete unter anderem mit der Showgruppe „mosaique – Feuerkunst und Artistik“ auf, zusammen mit Jo und Jennie, auf verschiedensten Veranstaltungen wie Hochzeiten, Galaveranstaltungen oder Stadtfesten, mit Luftartistik, Feuer und Artistik.
Wo trittst Du auf, wo gibst Du Kurse?
Meine Solo Stücke führe ich hauptsächlich auf Straßentheaterfestivals auf. Ich bin viel unterwegs, um Shows zu spielen und Workshops zu geben, beispielsweise in Tschechien, wo ich familiäre Wurzeln habe, in den Niederlanden und in Belgien. Übers Jahr zusammengenommen bin ich jährlich bis zu sechs Monaten auf Reisen. Trotz allem gebe ich meinen regelmäßigen Trapezkurs hier im Vuesch e.V. montags um 18.15, der im Winterhalbjahr wöchentlich stattfindet. Ich selbst trainiere im Winter circa 4-5 mal wöchentlich jeweils 2-4 Stunden.
Was bedeutet für Dich der Begriff „Neuer Zirkus“?
Ich habe das, was ich selbst mache, lange nicht als Zirkus bezeichnet. Was für mich wichtig ist, ist die immer wieder neue Suche nach eigenen künstlerischen Vorbildern. Ich wünsche mit für den Zirkusbereich, dass er langfristig eine bessere finanzielle Förderung bekommt und als Kunst anerkannt wird, so wie es für Tanz und Theater der Fall ist. „Neuer Zirkus“, das ist für mich vor allem artistisch erzählte Performance mit Geschichten, die auf ganz verschiedene Art und Weise erzählt werden können. Den Begriff „Neuer Zirkus“ zu verwenden beinhaltet für mich auch, sich auf die Geschichte des Zirkus zu beziehen, anstatt sich davon abzugrenzen. In diesem Sinne funktioniert auch mein Stück „Vintage! Women! Varieté!“, in dem ich mit Anja Gessenhardt und Silke Schirok wahre Geschichten über die ersten großen Artistinnen erzähle.
Was ist Deine Vision für den Vuesch e.V.?
Ich wünsche mir ein noch größeres und ausgewähltes Kursangebot für Erwachsene – mit Kursen und Workshops mit außerordentlichen Trainer*innen. Außerdem freut ich mich über die vielfältigen Möglichkeiten und Trainingsorte, die es unter dem Dach des Vuesch e.V. gibt.